Schuhe, Zapatos, Shoes

Es geht also im Schuhe. Heutzutage können sich viele Menschen wieder vieles selbst herstellen. HobbynäherInnen nun auch Schuhe für die gesamte Familie. In Deutschland gibt es bisher ein richtiges Schuhschnittmuster, in wenigen Tagen wird eine zweite Schnittdesignerin mit einem weiteren Schnittmuster die Schuhwelt erobern. Ich habe mir schon Ende letztes Jahr bei einer Rabattaktion sowohl den Schnitt "Bigtaps" für große Füße und "Tiptaps" für kleine Füße im >Fluffstore< gekauft. Beim Frühjahrs-Stoffmarkt habe ich dann auch den Canvas erstanden, sowohl für meine als auch Wirbelwinds Schuhe. (Achtung, heute mal sehr viele Fotos ;)

fertiges Paar in Größe 27

Im Enddefekt gar nicht so schwer und machbar. Der Zuschnitt dauert etwas, es sind doch einige Teile, die man bei der Stoffvariante benötigt, da zwei Außen- und Innenschuhe genäht werden, und bei Bedarf noch Vlieseline benötigt wird. 

Schuh am Fuß

Etwas kniffelig am Anfang ist es, den Umlauf (also das hellrötere am Fuß vorn) an die Zunge (das Teil, welches unter den Schnürsenkeln liegt) anzunähen, denn der Stoff legt sich nicht allein so schön um die Kurve. Ihr seht, man lernt noch Fachbegriffe beim Hobby. Danach geht es easy weiter und ist eigentlich eher eine Frage des Fleißes.

Anbringen der Ösen

Beim Anbringen der Ösen wird empfohlen nicht in den Stoff zuschneiden, denn dann franst er schnell aus und die Öse hält nicht. Stattdessen soll der Stoff mit einer Ahle zur Seite gedrückt werden. Ahle? Was ist denn das??? Jedes etwas bessere Taschenmesser hat wohl eine Ahle dran, ein runder Metallstab, der zum Messer hin dicker wird. Da mir dies nicht bewusst war, habe ich einen Schaschlik-Spieß in der Küche geholt und damit ein kleines Loch vorgedrückt. In das kleine Loch habe ich dann eine ungenutzte, dickere Stricknadel aus Bambus geschoben. Auf das Ende der Stricknadel habe ich die Öse gesetzt und mit Durchschieben der Stricknadel direkt ins Lock gerückt. Das hat auch super funktioniert! Aber die Finger tun schon weh nach 10 Ösen.

Innen schmücken die Elefanten den Schuh.

Leider sind, warum auch immer, fast alle Ösen beim Zusammendrücken mit dem Gegenstück gebrochen. Auf dem Foto oben kann man es eventuell erkennen. Das ist mega ärgerlich, vor allem, weil die Bruchstellen nun scharfe Metallwiderhaken haben. Egal wie ich das Zangenwerkzeug angewandt habe, die Dinger sind gebrochen. Da die meisten, ein Glück, durch die Zunge nicht den Fuß berühren, habe ich es hingenommen. Rausmachen geht eh nicht mehr.... An die obersten 2 Ösen bei jedem Schuh saß ich dann also mit der Metallfeile und habe die Widerhaken so gut wie möglich weggefeilt.

ein Schuhkokon

Etwas fummelig war es dann, Innen- und Außenschuh zusammen zu nähen. Die Außensohle kommt zuerst, das geht ja noch. Als letztes näht man die Innensohle an und lässt eine Wendeöffnung. Das Entlangnähen am Rand dieses Kokons macht keinen Spaß, vor allem an der Ferse, wo viel Stoff den Nähfuß immer wieder nach außen drückt. Hat man das geschafft, muss alles gewendet werden. Nicht nur einmal dachte ich, mir reißt gleich der Stoff an der Wendeöffnung aus.

Schuhsohle schon mit Reparaturpaste abgedichtet.

Die Sohle wird dann aufgeklebt. Man stopft den Schuh mit Zeitungspapier aus und bestreicht sowohl die Sohle als auch den Schuh mit Kleber. Durch Druck (in meinem Fall hämmern), verbindet man die Teile bombenfest. Leider hat sich tatsächlich in einem Schuh direkt vorn eine Falte eingeklebt. Und das kann man nicht lassen. Also habe ich die Innensohle aufgeschnitten und mit dem Cutter die Falte weggeschnitten. So eine richtige Schuhoperation.

Vorbereitung für die Nahtabdichtung

Mit einer Schuhreparaturpaste kann man jetzt die Naht über der Sohle verschwinden lassen. Dadurch wird der Schuh auch robuster. Dazu habe ich mir den Schuh mit Malerkrepp abgeklebt. Auf den Zwischenbereich kam die Paste, mit Spülmittel-Finger kann man es glatt streichen und nach 5 Minuten zieht man das Krepp langsam ab und schneidet vorsichtig mit dem Cutter die Paste unterhalb des Krepps ab.

Schuhe auf der Burg Stolpen.

Als letzen Schritt hatte ich noch eine Einlegesohle aus dickem Walk zugeschnitten und einfach innen reingeklebt. Das macht sicher einen besseren Tragekomfort und weniger Stinkefüße.

Die Ferse hat auch extra einen Schutz bekommen.


Das besondere an Barfußschuhen ist die dünne Sohle und das man quasi den Untergrund spürt. Außerdem werden die Fußmuskeln besser trainiert und es beugt Plattfüßen vor. Die Sohle hier hat eine Dicke von 3,5 mm und ist daher sehr flexibel. Die dünnsten (von denen ich weiß) sind 1,8 mm dünn.

Sehr flexibler Schuh mit dünner Sohle.

Schuhspeilereien

Und weil es jetzt warm draußen ist, trägt der Wirbelwind nur noch Sandalen. Aber diese Schuhe sollten auch noch im Herbst passen, denn sie haben am großen Zeh noch reichlich Platz!

Shootingort: Burg Stolpen in Sachsen

Kommentare

  1. Servus!
    Ich freue mich, dass du diese tolle Idee beim DvD zeigst und auch so super beschreibst, wie sie entstanden sind! Liebe Grüße und einen schönen Feiertag wünscht dir
    ELFi

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  2. Liebe Ina, ich habe diesen Beitrag mehrmals genüsslich gelesen. Ich fand total gut, dass du so dezidiert beschrieben hast, an welchen Stellen man Geduld und Genauigkeit braucht, welche Optionen einem beim Nähen begegnen und welche Tipps du geben kannst. Wenn ich irgendwann mal richtig viel Geduld zusammenkriege, will ich auch solche. Die Schuhe sind einfach herrlich. Viele Grüße!
    Meike

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