Wollmantel Recycling - Arare Windbreaker - mein Jahreswechselprojekt

Kurz vor Weihnachten stand der nächste Lockdown an. Schon vorher wusste ich, dass neue warme Sachen her müssen, für mich und für das Kind. Am letzten Tag hüpfte ich also nochmal ins Humana und nahm 2 Wollmäntel zum Recyclen mit, außerdem im Stoffladen noch Gummikordel, Kordelstopper und etwas Reflektorpaspelband. Daheim fiel mir ein roter Wollmantel in die Hände, den ich schon vor langer Zeit für mich umarbeiten wollte. Also trennte ich alle Mäntel in einem Rutsch auf (also auf mehrere Abende am Stück verteilt). Nähte eine Hose für den Sohn und machte mich an die Arbeit, den roten Mantel (ein Bild ist weiter unten) in ein warmes Oberteil für mich zu ändern.

Also musste ich einen Schnitt finden: Ich wollte etwas mit Kragen, ohne Raglan, evtl. mit halben Reißverschluss. Ich suchte nach Windbreakern, aber im deutschsprachigen Bereich war alles mit Raglanärmeln. Das fiel für mich aber aus, da die Ärmel vom Mantel das in der Länge nicht hergaben. Gelandet bin ich letztendlich bei Wafflepatterns, die wirklich schon sehr viele Jackenschnitte herausgebracht hat. Ich kaufte (nachdem ich mir noch ein Paypal-Konto zugelegt hatte) den Arare Windbreaker, eigentlich für dünne Stoffe konzipiert.

Genäht habe ich die Größe 40-42 (also zur Hüfte hin etwas weiter), so wie es meinen Maßen laut der Maßtabelle entsprach. Ich entschied, dass ich das ganz Ding füttern will, denn es soll mein Zwiebelprinzip aus Unterhemd unter TShirt unter Wollpulli unter Sweatjacke unter Regenjacke als Winterbekleidung ablösen.

Gefüttert habe ich mit einem dünneren Wollstoff, auch ein SecondHand Teil von Humana. Der reichte aber nicht, daher nahm ich noch geschenkten Stoff, von dem ich denke, dass es ein Woll-Polyester-Gemisch ist und ungefähr von derselben Dicke wie der helle Wollstoff. Die Ärmel habe ich zusätzlich mit Futterstoff ausgekleidet, damit ich besser rein und raus schlüpfen kann. Der blaue Futterstoff kommt auch von einem Wollmantel (der damit gefüttert war).

Inside out, so sieht er innen aus, nur eine schiefe Naht, das ist zu verkraften. :P

Das Nähen nach dem Schnittmuster ging sehr gut. Ich musste halt etwas nachdenken, wie ich den Innenstoff nähe, damit ich möglichst wenig sichtbare Innennähte habe. Das Schnittmuster sieht nur einen Beleg rund um den Reißverschluss und Nacken vor. Hier profitierte ich tatsächlich von den Westen, die ich schon für den Kleinen genäht hatte. Daher kam ich auf die Idee, Innen und Außenstoff am Saum durch das Armloch zu ziehen und so von innen zu verbinden. Die Ärmel kamen dann als letztes dran, den Futterstoff habe ich per Handnaht über die andere Naht genäht. 

Mit Aufhänger und Label, welches ich geschenkt bekam. Der Reißverschluss hat einen Untertritt, dass ist Teil vom Schnittmuster.

Die Maschine hat die vielen Lagen auch super geschafft, lediglich das Nähfüßchen war manchmal nicht hoch genug, um die vielen Lagen ohne Kampf darunter zu bekommen. 

An den Ärmeln bin ich auch noch etwas abgewichen und habe innen liegende Wollbündchen angenäht. Die sind etwas sehr lang, aber so erübrigt sich ja fast das Tragen von Handschuhen ;)

Extra lange Bündchen.

Beim Nähen fiel mir irgendwann auf, dass ich ein Teil zu wenig aus dem roten Wollstoff zugeschnitten hatte. Und leider reichte kein Fitzel mehr, dieses noch zu zu schneiden. Daher sind die Schulter nun in Schwarz....

Soviel Stoff macht breite Schultern und voluminöse Arme.

Die ursprünglichen Taschen vom Mantel musste ich unbedingt ändern. Mit dem ganzen Leder und Firlefanz, das sah ganz unschön aus. Das Ändern nahm viel Zeit in Anspruch, ich habe den Eingriff oben geschlossen, die Tasche seitlich aufgeschnitten und einen Reißverschluss eingenäht. Ich ärgere mich am Vorderteil, dass ich es irgendwie schief zugeschnitten habe, sodass die Mittelnaht (die es laut Schnittmuster eigentlich nicht gibt, aber der Mantel hatte ja eine Knopfleiste) nicht in der Mitte ist.

Der Mantel vorher, Größe 46, aber trotzdem irgendwie zu wenig Stoff für den Windbreaker. Irgendeine Idee, was ich mit den Lederverzierungen noch anstellen könnte?

Das Nähen begleitete mich durch die letzten 3 Wochen im Jahr und am ersten Arbeitstag habe ich abends noch die Gummikordel eingezogen und das Handmade-Label angenäht.

Das ist also mein Beitrag zum ersten MeMadeMittwoch im neuen Jahr: ein neues Teil, welches aber irgendwie recht Retro ausschaut und nicht ganz so cool, wie ich es im Kopf erträumt hatte.

Wieder anziehen, gar nicht so einfach, dass Ding ist dick und schwer.

Ich kann mir jedoch gut vorstellen, das Schnittmuster nochmal zu nähen, dann aber mit Stoff entsprechend der Stoffempfehlung.